Singen und Bier, das lob ich mir!

Singen und Bier, das lob ich mir!

Bier trinken und dabei singen – das kann vermutlich jeder, aber keiner so charmant und perfekt wie der Hamburger Kneipenchor. Seit fünf Jahren treffen sich Leute, die Spaß am Singen (und Trinken) haben, und tun genau das. Ich war bei einer der unkonventionellen Proben dabei.

Foto: Facebook

Das Clubheim im Schanzenpark ist dunkel und verlassen. Dabei soll hier gleich die Probe stattfinden. Es sind nur noch wenige Wochen bis zum großen Jubiläumskonzert im Knust. Doch anscheinend lässt sich die Truppe dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Gegen 19.20 Uhr trudeln die ersten ein, begrüßen sich lautstark, plaudern und bestellen sich – klar – erst mal Bier und Wein an der Bar. „Wir dürfen kostenlos hier proben, weil das Clubheim das über den Getränkeumsatz finanziert“, sagt Hilke Cordes (33), die Initiatorin des ungewöhnlichen Chors. „Also müssen wir viel Bier trinken“, sagt Chorleiter Arne Straube (38) und lacht. Das scheint kein Problem zu sein: Mittlerweile ist es fast 19.45 Uhr und die Chorprobe beginnt mit dem lauten „Plopp“ eines geöffneten Bügelverschlusses. Arne Straube macht ein paar Lockerungsübungen, die er mit ebenso lockeren Sprüchen anleitet, bevor sich der Chor einsingt. Mit „A La La Long“. Der 38-Jährige ist erst seit zwei Jahren dabei und „eher zufällig“ Chorleiter geworden. Das nötige Wissen hat er, schließlich ist er studierter Jazzpianist. „Alle Chorarrangements schreibe ich selbst“, sagt Arne Straube. Denn von den Songs, die die eigentlich 40 Leute (heute sind es nur 19) singen wollen, gibt es keine fertigen Chorsätze. „Was ist heute so passiert“ – ziemlich laut und druckvoll geben die Sänger vierstimmig „Bitch“ von „Von Wegen Lisbeth“ zum Besten. Manche wippen mit, andere tanzen, alle lächeln. „Besser ist, wenn wir weniger laut anfangen“, sagt der Chorleiter nach dem ersten Durchgang. Es wird gelacht, geredet, an Bier, Wein und Limo genippt. Der Spaß steht ganz eindeutig im Vordergrund. Deshalb gibt es den Chor überhaupt. Hilke Cordes wollte nämlich moderne Lieder singen, Indie-Kracher, Songs, die sie mag; nicht nur Choräle oder Gospels. „Es war schwer, einen tollen, passenden Chor in Hamburg zu finden“, sagt die zierliche Frau, die ständig laut lacht. Sie streute ihre Idee im Freundeskreis. Die Resonanz war groß, schon zur ersten Probe kamen mehr als 20 Leute. Die meisten sind immer noch dabei. „,Teenage Dream’ von Katy Perry war unser erstes Lied“, sagt Hilke Cordes. Trotzdem ist ihr Lieblingslied „Bitch“. „Da sind die Arrangements super.“ Dass ihre Truppe jetzt so gelassen wirkt trotz des baldigen Konzerts erklärt sie so: „Erst bei den allerletzten Proben werden wir nervös.“ Bis dahin üben sie ganz normal, lässig, wiederholen alte Stücke. Denn beim Konzert im Knust präsentieren die 40 Sänger ein Best Of ihrer fünfjährigen Geschichte. Mehr als die Hälfte der Tickets ist schon verkauft. „Ich glaube, wir haben uns selbst unterschätzt“, sagt Arne Straube und lacht. Mal wieder.

Knust: 29.3., 21 Uhr, 11,50 Euro

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