Rosen, Romantik und Rätsel
Für die Hamburger Journalistin Ella wird ein Traum wahr: Unerwartet erbt sie ein Herrenhaus im Loire-Tal in Frankreich. Die Dame, der sie das zu verdanken hat, kennt sie nicht. Dennoch packt sie kurzerhand alles zusammen und fährt in das Dorf Cremont-sur-Crevette. Dieses soll für mindestens ein Jahr ihr Zuhause sein. Denn die Bedingung der Erbschaft lautet: Ella muss ein Jahr lang in dem herrschaftlichen, aber heruntergekommenen Haus wohnen, bevor sie es verkaufen darf.
Das Geld für überfällige Sanierungsarbeiten hat sie nicht. Doch sie will die Zeit nutzen, um mehr über die verstorbene Baronin Jeanne, die ihr das Anwesen vermacht hat, herauszufinden. Gemeinsam mit Ella entdecken die Leser von Sylvia Lotts neuem Roman „Die Rosengärtnerin“ Jeannes Lebensgeschichte. Geschickt springt die Autorin zwischen den Ereignissen im Loire-Tal 2017 und der Zeit im Zweiten Weltkrieg und den Jahrzehnten danach, verwebt die Zeit von Jeanne, die sich als freiwillige Arbeiterin meldet und in Ostfriesland auf dem Hof von Großbauer Edo landet. Und langsam begreift Ella, wie ihr Schicksal und das von Jeanne zusammenhängen …
Die Romantik des Loire-Tals und die Hoffnungslosigkeit des Krieges – Sylvia Lott schafft es, dass beides hervorragend miteinander harmoniert. Den geschichtlichen Hintergrund hat die freie Journalistin sorgfältig recherchiert, die Liebe zum Detail merkt man ihrer Erzählung an. Einfühlsam entwickelt sie die Charaktere und bringt es fertig, dass man ihr die auf den ersten Blick allzu märchenhafte Ausgangssituation (das unerwartete Erbe eines Herrenhauses) abkauft. Höhen und Tiefen, Genuss und Romantik – die bodenständige und glaubwürdige Erzählweise packt einen, sodass der Leser das Buch nicht aus der Hand legen mag, ehe er auch die letzte Seite gelesen hat.
Sylvia Lott: „Die Rosengärtnerin“, Blanvalet, 592 S., 9,99 Euro