Dunkle Vergangenheit
In „Die Vergessenen“ widmet sich Autorin Ellen Sandberg einem schrecklichen Thema: Euthanasie, der Ermordung von Behinderten, der Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens. Harte Kost. Die Handlung springt zwischen Nazi-Deutschland 1944 und München 2013. Gegen Ende des Krieges arbeitet Kathrin als Krankenschwester in einer psychiatrischen Klinik, verliebt sich in den Anstaltsleiter und kommt dahinter, dass ihre Schützlinge – unter anderem ein Kleinkind mit Down-Syndrom – vernachlässigt, unterernährt oder sogar vergiftet werden. Sie sammelt Beweise, um ihren Lover und Chef nach dem Krieg vor Gericht zerren zu können. Doch dazu kommt es nicht. Erst als ihre Nichte, die Journalistin Vera Mändler, Jahrezehnte später im Keller Patienten-Akten entdeckt, rückt ein Gerichtsprozess in greifbare Nähe. Wäre da nicht ein Auftragskiller, der sich an Veras Fersen heftet, um die Veröffentlichung zu verhindern … Sandberg stemmt sich mit ihrem Roman gegen das Vergessen von Nazi-Verbrechen und kreiert ein Racheepos. Die deutsche Gerichtsbarkeit kommt dabei nicht gut weg. Ein Buch, das nachdenklich stimmt.
Ellen Sandberg: „Die Vergessenen“, Penguin, 512 S., 13 Euro