Carl Schurz‘ spannendes Leben

Carl Schurz‘ spannendes Leben

Er kämpfte schon in der Märzrevolution von 1848 in Deutschland, flüchtete ins Exil, befreite spektakulär einen Mitkämpfer aus dem Gefängnis, zog dann nach Amerika und kämpfte dort ebenfalls im Bürgerkrieg und für Freiheit, bis er zum ersten deutschen Innenminister der Vereinigten Staaten wurde: Carl Schurz‘ Leben ist beeindruckend und war für den in Hamburg lebenden Autor Andreas Kollender Anreiz genug, ihm einen ganzen Roman zu widmen.

In „Libertys Lächeln“ nimmt Kollender seine Leser mit in das Gemetzel zweier Bürgerkriege auf zwei Kontinenten, beleuchtet aber immer nur Episoden aus Schurz‘ Leben. So beginnt und spielt der Roman eigentlich 1901 in New York, als Carl Schurz, in Amerika natürlich immer „Mister Schörts“ genannt, schon deutlich vom Alter gezeichnet ist. Kollender dichtet Schurz eine beginnende Demenz an. So entfallen dem einstigen Revolutionär immer wieder Teile seiner Vergangenheit oder er weiß nicht mehr, wie er Kaffee kochen soll. In Gesprächen mit seinen Kindern, seiner Geliebten Fanny oder seinem Freund Mark Twain erinnert er sich an Erlebnisfetzen.

Die Leser hingegen erfahren, was der Freiheitskämpfer wirklich erlebt hat. Wie er aus dem Krieg bei Rastatt entkommt. Wie er seine Frau Margarethe kennen lernt. Wie er im amerikanischen Bürgerkrieg Gefährten verliert. Wie brutal die Unionisten vorgehen. Wie er als Innenminister nichts gegen die Indianermassaker tun kann.

Andreas Kollender macht diesen großen Deutschen, der in unserem Land so wenig bekannt ist, nahbar. Er stellt Carl Schurz als einen Mann mit Prinzipien vor, der hart und ohne Unterlass sein Ziel verfolgt, der aber gerade in seinen späten Jahren an seinem Freiheitsanspruch nahezu verzweifelt. Packend und lesenswert!

Andreas Kollender: „Libertys Lächeln“, Pendragon, 304 S., 24 Euro

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