Grausames Familiengeheimnis
Das Verhältnis der drei Schwestern Imke, Anne und Angelika, kurz Geli, wird auf eine harte Zerreißprobe gestellt. Nach dem Tod ihres Vaters droht die Familie zu zerbrechen. Ihre Mutter Karin ist nicht zu Liebe und Zärtlichkeit fähig, stößt mit ihrer Kratzbürstigkeit ihre Töchter vor den Kopf.
Diese haben ihre eigenen Probleme, kämpfen in ihren Beziehungen. Hinzu kommt, dass Imke ihrem Vater im Sterben das Versprechen abgenommen hat, nach Peter zu suchen. Sie lässt nicht locker und beginnt gegen den Widerstand ihrer Mutter zu forschen. Was sie herausfindet, ist ein grausames Familiengeheimnis, das noch viel grausamer ist, weil es von offizieller Stelle aus seit Jahrzehnten totgeschwiegen wurde.
Erfolgsautorin Ellen Sandberg erzählt ihrem neuen Roman „Die Schweigende“ packend und eindrücklich, kreiert nach „Die Vergessenen“ und „Der Verrat“ erneut eine packende Handlung, die mit Recht und Unrecht, Ungerechtigkeit und Schuld spielt. Geradezu unerträglich gemein und hilflos muss der Leser mit Karin erleben, wie sie in einem Erziehungsheim im Nachkriegsdeutschland untergebracht wird. Ohne erhobenen Zeigefinger schildert Sandberg das Dilemma. Und wie schon in ihren anderen Familienromanen zeigt sie, dass es mit Recht, Gerechtigkeit und Schuld nicht logisch, nicht geradlinig ist, und dass manche Geheimnisse das Leben mehrerer Generationen beeinflussen. Ein starkes Werk, das verstört, fesselt und nachdenklich macht. Überragend!
Ellen Sandberg: „Die Schweigende“, Penguin, 544 S., 16 Euro