Tragisch und packend
Kurz vor ihren Abschlussprüfungen verschwindet die 15-jährige Ellie spurlos. Niemand sah sie, niemand weiß, wo das lebensfrohe Mädchen abgeblieben ist. Zehn Jahre später trifft ihre Mutter Laurel in einem Café einen Mann, der ihr auf Anhieb sympathisch ist. Doch je mehr Zeit sie mit ihrem neuen Liebhaber verbringt, desto merkwürdiger kommt er ihr vor. Vor allem aber ist da seine neunjährige Tochter Poppy, die frappierende Ähnlichkeit mit Ellie hat …
Lisa Jewell ist mit „Weil niemand sie sah“ ein spannender und tragischer Roman gelungen, der die Psyche der Opfer und Täter beleuchtet. Und der mit der Zeit danach spielt: Was ist aus Tätern und Angehörigen zehn Jahre nach Ellies Verschwinden geworden? Was hat die Krise aus den Menschen gemacht? Das Beklemmende bei dieser Geschichte ist, dass Vieles, was passiert, verständlich bzw. aus Sicht der Figuren logisch ist.
Leider ist das Ende zu schnell deutlich erkennbar, sodass es keine Überraschungen gibt. Dennoch ein lesenswertes Buch und ein Pageturner, der jedoch weit hinter Jewells brillantem „Der Fremde am Strand“ zurückbleibt.
Lisa Jewell: „Weil niemand sie sah“, Limes, 384 S., 15 Euro