Kapitalismuskritik in Thrillerform

Kapitalismuskritik in Thrillerform

„Ich darf den wissenschaftlichen Beweis dafür präsentieren, dass bestimmte Formen der Kooperation dem herrschenden Paradigma von Wettbewerb und Konkurrenz überlegen sind“, sagt Marc Elsberg über seinen neuen Thriller „Gier“. Das klingt erstmal ziemlich hochgestochen und kompliziert – ist es aber gar nicht.

In seinem Roman arbeitet der Erfolgsautor (u.a. „Blackout“) mit simplen Beispielen und anschaulichen Rechnungen heraus, wie Kooperation für Wirtschaftswachstum sorgt. Das packt er in eine packende Thrillerhandlung.

Die Weltwirtschaft steht mal wieder vor dem Kollaps. In Berlin treffen sich deshalb führende Politiker und Wirtschaftsgrößen, um über Lösungen zu verhandeln. Tausende Demonstranten legen die Stadt lahm, fordern mehr Gerechtigkeit. In diesem Trubel wird der 18-jährige Jan Zeuge eines Mordes: Der Nobelpreisträger Herbert Thompson, der eigentlich auf dem Gipfel eine Rede halten sollte, wird bei einem vermeintlichen Autounfall getötet. Sein Begleiter kann Jan im Sterben noch ein paar kryptische Worte zuraunen.

So trifft Jan auf Fitzroy Peel, einen ehemaligen Investmentbanker und Spieler. Peel ist ein begnadeter Rechner und Analyst. Gemeinsam mit Jan versucht er herauszufinden, warum Thompson sterben musste. Dabei stoßen die beiden auf eine bahnbrechende neue Wirtschaftstheorie. Gejagt von mehreren dubiosen Männern, puzzlen sie immer mehr Teile der Theorie zusammen. Bis es zum Showdown auf dem Gipfel kommt …

Elsberg gelingt es, in seinem Roman Ansätze einer Utopie zu entwickeln. So spannend die Rechnungen und Fabeln auch sind, bleibt leider die für einen Thriller unabdingbare Action zu oft auf der Strecke. Wer Spaß hat, bei einem Roman mitzudenken und verblüffende gesellschaftspolitische Ansätze zu entdecken, wird „Gier“ verschlingen.

Marc Elsberg: „Gier“, Blanvalet, 448 S., 24 Euro

 

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