
Hamburg 1929 – und ein Fall für Ilka Bischop
Als ein jüdischer Bankier tot in der Alster gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Wer hat ihn umgebracht? War es ein antisemitisches Verbrechen oder hat sich das Opfer etwas zuschulden kommen lassen? Die dickköpfige, lebensfrohe Journalistin und Fliegerin Ilka Bischop, die Leser noch aus Boris Meyns letztem Roman „Fememord“ kennen, beginnt zu ermitteln.
Denn schließlich ist der Tote einer ihrer Mieter. Als kurz darauf auch der Schwager des Bankiers ermordet wird und grausame Folterspuren trägt, steht für Ilka fest, dass dahinter mehr stecken muss als Judenhass. Mit ihrer Freundin Toska begibt sie sich in ein zwielichtiges Café, in dem mit Koks gedealt wird und wo sie unfreiwillig Zeuge eines Gesprächs wird, in dem es um einen ganz großen Deal geht. Irgendwie scheint alles zusammenzuhängen und in das Abwassersystem unter der Stadt zu führen. Und dort unten macht Ilka eine Entdeckung …
Boris Meyn gelingt mit seinem neuen historischen Hamburg-Krimi „Sturmzeichen“ abermals, Fakten und Fiktion perfekt zu verknüpfen. Der promovierte Kunst- und Bauhistoriker beweist mal wieder sein Faible für die architektonischen Besonderheiten der Hansestadt und lässt seine Leser in die Atmosphäre im Jahr 1929 eintauchen, als sich der Nationalsozialismus als schleichendes Gift ausbreitete. Die emanzipierte Ilka besucht verschiedene Etablissements der Stadt, trifft bekannte und fiktive Personen und muss mit Entsetzen feststellen, dass ihr kleiner Bruder dubiose „Hakenkreuzler“-Freunde hat und selbst in der NSDAP ist.
Wie immer gibt es in der Mitte des Buches Fotos von Gebäuden und Personen der Zeit sowie am Ende eine zeitgeschichtliche Einordnung der Geschehnisse. Somit ist der Roman nicht nur ein spannender Pageturner, sondern gleichzeitig eine kurzweilige Geschichtsstunde. Nicht nur für Hamburger absolut lesenswert!
Boris Meyn: „Sturmzeichen“, Rowohlt, 246 S., 10 Euro